Unmittelbar nach der Kieler Woche segelten wir auf der von uns betreuten 'Flica II' die…
ARC 2017
Es ist mal wieder so weit, einer von uns fährt über den Teich, diesmal ist Mario dran. Er wurde von Sailing Island engagiert, die Sea Change II, eine Bavaria 55, mit 6 Crewmitgliedern in die Karibik zu bringen. Hier gibt es einen kleinen Blog dazu…
Einen Livetracker gibt’s unter https://www.worldcruising.com/arc/eventfleetviewer.aspx oder mit der YB Races App.
14.11.
Los gehts Richtung Gran Canaria. Mit ein bisschen Verspätung gehts in München mit dem Flieger los. Abends treff ich mich mit dem Eigner, bei ei, zwei Bier in der Sailor’s Bar in der Marina von Las Palmas werden ein paar Neuigkeiten ausgetauscht und ich krieg ein Update über den Stand der Dinge auf der Sea Change II und mit dem ARC-Büro.
15.11.
Morgens bekomm ich eine Einweisung in das Boot, nachmittags trudelt nach und nach die Crew ein und bei einem gemeinsamen Abendessen wird der Einkauf besprochen. 20 Tage + 7 Leute = ziemlich viel Essen.
16.11.
Während ein Teil der Crew den Einkauf erldigt gibt es noch ein paar Baustellen auf dem Boot zu beseitigen. Splinte abkleben, Salinge polstern, damit das Groß auf den langen Downwind-Schlägen keine Scheuerstellen bekommt, die Ursache für das Wasser im Motorraum suchen, das Satellitentelefon dazu bringen, dass es am PC angeschlossen Emails und Wetterdaten empfangen kann. Und natürlich der für die nächsten Tage obligatorische Besuch im ARC-Büro um Unklarheiten zu beseitigen.
17.11.
Nachdem morgens der Einkauf verstaut wurde geht es nach einer Sicherheitseinweisung das erste Mal raus aufs Wasser. Allerdings bei wenig Wind. 7 bis 8 Knoten wollen die 18 Tonnen der Sea Change II nicht so richtig in Bewegung setzten. Unter Genaker geht es dann einigermaßen, 200 qm mehr helfen einfach doch ganz gut. Als wir zurück in den Hafen fahren, geht der Motor kurz der Marinaeinfahrt aus, weil er keinen Sprit mehr bekommt. Also Anker runter, die Marineros anfunken und um Schlepphilfe beten und eine halbe Stunde und 90 € später liegen wir wieder an unserem Platz. Wo dann der Motor auch wieder problemlos anspringt und läuft als wäre nix gewesen. Wahrscheinlich hat sich ein Stück Schmutz vor den Ansaugstutzen im Tank gesetzt und dann wie von Zauberhand wieder gelöst. Und abends natürlich noch ins ARC-Büro um unsere Bordemailadresse abzugeben, nachdem sie uns darauf hingewiesen haben, dass ohne Emailempfang an Bord ein Start leider nicht möglich ist. Früher ging das doch auch irgendwie ohne…
18.11.
Die Liste ist wieder länger geworden… Neue Starterbatterie einbauen, weil der Motor nur noch anspringt wenn der Generator läuft, den Wasserfilter vom Generator abdichten weil er leckt, Diesel bunkern, Skipperbriefing, Angelzubehör besorgen, mal wieder ins ARC-Büro weil unsere Bordemailadresse nicht funktioniert, usw. Mit vereinten Kraften wird aber alles erledigt und am nachmittag hat jeder noch ein, zwei Stunden um sich Las Palmas anzuschauen. Abends dann letzten Sundowner, der jeden Abend von der ARC organisiert, Abendessen und eine letze Nacht im Hafen.
19.11. [70 sm]
Morgens gibt es vor dem Start natürlich immer noch was zu tun. Sailclear-Account zum Einklarieren in St. Lucia anlegen, ein paar Kleinigkeiten an Bord fixen, frisches Brot holen, den neuen Stegfreunden tschüss sagen.
Um 12 Uhr heißt es dann “Leinen los!” und unter Motor und mit vielen Zuschauern auf der Hafenmole geht es Richtung Start. Dort läuft es noch ganz gut, den wenigen Wind in den ersten Stunden mag die Sea Change II allerdings nicht so gerne. Unter Genaker läuft es dann am Nachmittag besser. Der Wind frischt weiter auf, kurz vor Sonnenuntergang geht der Genaker runter und unter Groß und Fock geht es immer die Küste entlang. Die Boote zerstreuen sich immer weiter, aber man sieht immer wieder das ein oder andere Licht. In der Nacht sind zum Teil bis 30 Knoten Wind aus Nordost, wodurch wir ziemlich zügig voran kommen und nach einer weiteren Halse südlich von Gran Canaria liegt Kurs auf unseren ersten Wegpunkt 100 sm NW-lich der Kapverden an.
20.11. [156 sm] In den frühen Morgenstunden weht es immer noch kräftig aus NE und wir machen gute Fahrt Richtung Süden. Am Vormittag dreht der Wind dann Richtung Ost und nimmt etwas ab auf 3 bis 4 Bft, wir laufen mit 7 bis 8 Knoten halbwind Richtung Kapverden. Nach dem Frühstück wird die Angel ausgebracht, allerdings mit überschaubarem Erfolg. Der erste Fisch geht wieder vom Haken, der zweite reißt den Köder gleich komplett ab, woraufhin die Fischjagd wieder eingestellt und auf den nächsten Tag verschoben wird. Noch gibt’s ja Fleisch im Tiefkühler. Wir sehen unsere ersten Delfine und langsam stellt sich eine Bordroutine ein mit kochen, steuern, schlafen, essen, Müll zerkleinern und die Maschinenraumbilge trocknen, wo der Seewasserfilter vom Generator anscheinend immer noch leckt. Als wir gerade beim Abendessen sitzen überholt uns Bob, eine Farr 52, die in Gran Canaria neben uns lag und eigentlich weit vor uns sein sollte. Anscheinend haben sie sich mit ihrem langen Schlag Richtung Süden zu Beginn etwas vertan. Gegen Abend schläft der Wind immer wieder ein, so dass wir die Nacht teils unter Motor, teils unter Segeln verbringen und eine deutliche entspanntere Nacht erleben als die vorherige.
21.11. [119 sm] Während der Nacht wechseln wir immer wieder zwischen motoren und segeln. Beim Frühstück kommt etwas Wind auf, gegen Mittag schläft er aber wieder ein und der Motor ist an der Reihe. Dafür gibt’s Duschtag, zwar vor allem mit viel Salzwasser, gut tut es aber trotzdem. Den ganzen Nachmittag motoren wir, lesen, liegen in der Sonne, der Autopilot verrichtet die Arbeit. “Unter segeln zu Hause” von Michael Wnuk, unserem Stegnachbarn in Las Palmas ist gerade das Buch der Wahl. Zum Abendessen ist das erste Paket Fleisch aus der Kühltruhe dran. Am späten Nachmittag dreht der Wind auf der Vorderseite der seit Tagen angekündigten Front auf Nordwest, wir können den restlichen Tag mit Halbwind Richtung Kapverden segeln. Es sieht vielversprechend aus, dass der Wind die Nacht durchhält und der Motor über Nacht ausbleiben kann.
22.11. [131 sm] Der Wind hat tatsächlich bis zum frühen morgen durchgehalten, dann ging er deutlich runter. Am Horizont ziehen immer wieder dicke, schwarze Regnschauer durch, allerdings ohne Wind zu bringen, dafür sorgen für den ein oder anderen wunderschönen Regenbogen. Wir sehen immer mal wieder Delfine, das Angelglück ist uns aber nach wie vor nicht hold. Mittags stehen wir 480 sm nordöstlich der Kapverden, immer noch eine ganze Ecke bis in den Passat. Vor allem nachdem der Wetterbericht nicht allzuviel Wind verspricht und wir langsam Rechnungen über Strecke, Zeit und Dieselvorrat aufmachen. Aber noch haben wir über 500 L. Wir haben Funkkontakt mit der SY Barracuda, die ein paar Meilen vor uns ist. Ganz nett mal wieder eine andere Stimme zu hören und über Pläne zu diskutieren. Am späten Nachmittag gibt es wieder Wind, allerdings genau aus Richtung der Kapverden, da wo wir hin wollen. Trotzdem gehen die Segel hoch und wir segeln Richtung Süden. Diesel sparen und mal wieder Ruhe. Am Abend schläft der Wind aber wieder ein und wir motoren durch die Nacht. Das erste Buch ist auch durchgelesen, muss ich wohl wieder auf Candy Crush umsteigen.
23.11. [111 sm] Kurz nach Mitternacht setzt wieder Wind ein, wir segeln hoch am Wind Kurs West. Morgens dreht der Wind auf NW und wir fahren können bei angenehmer Brise wieder die Kapverden anliegen. Mittags ist der Wind mal wieder weg. Ein paar der Crew duschen, dabei geht einer der Eimer flöten. War wohl nicht richtig festgeknotet. Jetzt haben wir nur noch einen… Nachmittags frischt der Wind wieder aus Nordwest auf und wir segeln wieder in Richtung Passat. Und den ersten Fisch gibts auch ist zwar nur ein kleiner Bonito, aber immerhin. Nachdem Abendessen schläft der Wind wieder komplett ein und uns steht wohl wieder eine Nacht unter Motor bevor.
24.11. [133 sm] Nach einer Nacht unter Motor dreht der Wind wie angekündigt auf Südwest, der herrannahende Tiefausläufer kündigt sich an. Da für den Süden wenig Wind angesagt ist planen wir um. Anstatt über einen Wegpunkt nordwestlich der Kapverden zu fahren, überlegen wir direkt Kurs auf St. Lucia anzulegen. Ist zwar die etwas härtere Tour, macht aber bei dem Südwest für die nächsten Tage einfach keinen Sinn. Also die Segel hoch und am Wind in Richtung der Front, die wir eigentlich südlich umfahren wollten. Dadurch kommen wir zwar gut voran in Richtung Karibik, aber entspanntes segeln ist anders. Und immer noch besser als die Aussicht auf ein, zwei Tage mehr unter Motor. Nachmittags frischt der Wind immer weiter auf und wir machen ein Reff in das Groß, auch schon mal vorsorglich für die Nacht, die mit Abstand die bisher unruhigste wird, mit ordentlich Wind und Welle gegenan.
25.11. [126 sm] Beim Frühstück sind alle ein bisschen zerknirscht, kaum einer hat richtig geschlafen. Die Nacht war ziemlich unruhig mit See von vorne und Am-Wind-Kurs bei 20 kn Wind. Als der Wind weiter Richtung Westen dreht wenden wir und laufen doch wieder Richtung Kapverden. Da der Wind aber immer noch mit 16 kn bläst, laufen wir bis zu 9 kn. Leider macht eine Toilette Probleme und der Generator läuft nur auf Steuerbordbug, beides etwas nervig. Mittags wird die Uhr ein Stunde zurückgestellt, da wir immer weiter nach Westen kommen. Am Nachmittag wird der Wind immer weniger, in der Nacht soll er ganz einschlafen, also wird der Motor wieder angeschmissen. Dafür beißen zwei Mahi-Mahi an, uns steht ein tolles Abendessen bevor und eine Nacht unter Motor.
26.11. [106 sm] Die Nacht war dann auch entsprechend ruhig, genauso wie der ganze Vormittag. Kein Wind, endloses motoren, der Dieselvorrat schrumpft beständig. Am Tag zuvor ist uns ein kleines Loch im Großsegel aufgefallen, das wir reparieren wollen. Also Segel runter, Patch draufkleben, Groß wieder hoch. Da aber leider keine Patches da sind, wird kurzerhand der Elvströmaufkleber umfunktioniert. Jetzt haben wir halt eine rote Krone mitten im Großsegel. Der Genuafurler will auch nicht mehr so richtig, dort ist allerdings nur eine Madenschraube etwas zu lose, nachdem wir schon schlimmeres befürchtet haben. Ansonsten haben wir nix zu tun außer auf den Passat zu warten. Nachmittgas dreht der Wind dann langsam auf Ost und wird etwas stärker. Motor aus, Segel hoch und wir treiben mit 2 bis 3 kn Richtung Kapverden. Aber immerhin Ruhe. Die SY Barracuda taucht auch wieder auf dem AIS auf und es gibt wieder eine kleinen Plausch an der Funke. Beim Abendessen gibt es das letzte frische Gemüse, ab jetzt nur noch aus der Dose… Aber dafür gibt es endlich Wind aus der richtigen Richtung. Am späten Abend frischt es immer weiter auf und wir machen gut Fahrt gen Süden.
27.11. [151 sm] Die Nacht unter segeln war relativ entspannt. 80sm nordwestlich der Kapverden halsen wir und gehen auf Kurs West Richtung Karibik. Endlich. 2000 sm haben wir noch vor dem Bug. Bei 18 kn Wind raumschots laufen wir 7 bis 8 Knoten, bei dem Tempo brauchen wir knapp 2 Wochen bis wir in St. Lucia sind. Das Anglerglück ist uns auch wieder hold, wir fangen 4 Bonitos, von denen aber 2 zu klein sind und wieder ins Wasser kommen, und einen großen Mahi-Mahi, genau richtig für das Captain’s Dinner. Die SY Barracuda taucht mal wieder auf dem AIS auf, über Funk werden die letzten Neuigkeiten ausgetauscht. Der Generator, der uns mit 230 V versorgt, will leider nicht mehr anspringen. Also macht auch die Watermaker-Reperatur erstmal keinen Sinn und den Laptop können wir dann auch nicht mehr laden. Die Stimmung an Bord leidet ein wenig darunter, aber vielleicht kriegen wir ihn ja wieder repariert. Immerhin die Aussichten für die Nacht sind gut, Wind aus Nordost verspricht flottes voran kommen.
28.11. [160 sm] Die Nacht war windig aber ohne besondere Vorkommnisse. Wir segeln fast den ganzen Tag neben der SY Interlude her, die uns netter Weise mit neuen Wetterinfos versorgt. Da das Segeln nichts aufregendes verspricht, machen wir uns an die Baustellen: Toilette und Generator. Die Toilette ist schnell gefixt, ein Teil war locker, hat sich in eine Dichtung gesetzt und man konnte nicht mehr abpumpen. Beim Generator wirds kompliziert. Anscheind hat er keinen Sprit bekommen. Also Leitungen durchpusten, entlüften, neu starten. Er will trotzdem nicht. Vielleicht liegts an der Starterbatterie, die mittlerweile nicht mehr ganz voll ist? Nur wo ist die in diesem Riesenschiff? Wir verschieben die Suche leicht genervt auf morgen und beschließen uns die Stimmung nicht davon versauen zu lassen. Dann gibt’s halt keine 230 V, kein Wetter, keine Emails, keinen Blog und telefonieren kann man mit dem Satphone ja immer noch problemlos. Ging früher auch mit weniger Technik. Bei Kaffee und Kuchen lachen wieder alle, wir beschließen Wasser und Strom noch mehr zu sparen. Fürs Abendessen fangen wir wieder frischen Fisch und zur Not haben wir immer noch 5 kg Fleisch im Tiefkühler. Nach dem Abendessen halsen wir Richtung Süden. Dort ist für die nächsten Tage mehr Wind angesagt. Es sieht nach einer gaz normalen Nacht mitten auf dem Atlantik aus.
29.11. [161 sm] Die Nacht hindurch sind wir wieder Richtung Süden gefahren, dort soll mehr Wind sein. Die Nacht war OK nur das Geknarrze im Boot und das ewige Rollen in der Atlantikdünung nervt ein klein wenig. Aber da müssen wir uns wohl dran gewöhnen. Morgens gab es nochmal einen neuen Wetterbericht, mal schauen wie oft das noch geht, bevor der Laptop-Akku endgültig leer ist. Laut dem Einger soll ein Inverter an Bord sein, eine neue Hoffnung. Allerdings macht der aus 12V keine 230V sondern nur 24V für das Bugstrahlruder, also auch für die Katz’. Da die Bastel-Arbeiten damit relativ erfolglos abgeschlossen sind, konzentrieren wir uns wieder auf das Wesentliche: segeln. Also geht der Genaker hoch und schon laufen wir 2 Knoten mehr. Allerdings ein kurzes Vergnügen: am Nachmittag macht es einen Knall und der Genaker liegt im Wasser, das Fall ist durchgescheuert. Und natürlich fällt das ganze Fall auch gleich aus dem Mast raus an Deck. Also müssten wir es wieder einfädeln, da hat aber bei der Dünung keiner Lust und außerdem gibt es ja kein Fall mehr um in den Mast gezogen zu werden. Die Stimmung geht mal wieder runter, aber wir fangen uns wieder. Abends haben wir mal wieder Funkkontakt mit der SY Barracuda, irgendwie werden wir die nicht los, aber eigentlich ist auch immer ganz nett. Abends nimmt der Wind wieder zu und uns steht ein hoffentlich flotte Nacht bevor.
30.11. [131 sm] Die Nacht war recht entspannt, langsam haben sich alle an das Passatsegeln gewöhnt, die Tage fließen so dahin. Heute ist mal wieder Zeit für einen neue Wacheinteilung, damit man sich nicht jede Nacht mit dem gleichen unterhalten muss. Die Uhr wird dann auch gleich noch eine Stunden zurück gestellt und abends ist wieder Captain’s Dinner. Nachmittags lässt der Wind ziemlich nach, der Genaker wäre jetzt praktisch, aber der ist ja außer Betrieb. Also laufen wir nur noch 4 Knoten und werden von der Dünung ordentlich durchgeschaukelt. Abends frischt es wieder auf, wir halsen und laufen wieder Kurs West. Und wir eröffnen das Wettbüro für die Zielzeit in St. Lucia. Mal schauen am Ende am nähesten dran ist. Die Nachtwachen entschädigen dafür zur Zeit für einiges. Traumhafter, sternenklarer Himmel und fast Vollmond, immer eine ziemlich schöne Stimmung. Und dazu meistens traumhafte Segelbedingungen.
01.12. [155 sm] Der 13. Tag auf See und wir haben endlich weniger als 1500 sm nach St. Lucia auf der Uhr. Geplant war eigentlich schon weiter zu sein, aber erst Gegenwind und Flaute und damit verbundene Umwege und der Passatwind der sich erst weit südlich durchgesetzt hat, haben die erste Palnung zunichte gemacht. Schon jetzt ist klar, das wir am Ende mindestens 3100 sm gesegelt sind, also 200-300 sm mehr, als üblich. Es werden also eher 21 bis 23 Tage anstatt der geplanten 17 bis 19. Und jetzt kommt der Passat auch nochgenau aus Osten, also müssen wir vor dem Wind kreuzen. Dadurch sind wir zwar flott unterwegs, können aber nicht genau in Richtung St. Lucia fahren, sondern im Moment eher Richtung Florida. Im Laufe der letzten Nacht hat sich dann auch noch unser Funkgerät verabschiedet. Anscheinend wird die Batterie der Funke nicht über den Motor geladen und ist jetzt halt leer. Also klemmen wir kurzerhand die Funke an die 12V-Dose und alles funktioniert wieder. Nachdem die letzen beiden Tage Fleisch auf dem Speiseplan stand, ist für morgen wieder Fisch geplant. Also Angel raus und hoffen, das was anbeißt. Kurz vor Sonnenuntergang ist es dann soweit. Anscheind auch irgendwas großes, so wie sich die Angel biegt. Was genau wissen wir nicht, denn auf einmal ist der Zug weg, die Schnur ist gerissen und damit ist auch unser bisher erfolgreichster Köder weg, ein weiß-pinker Tintenfisch. Müssen wir halt morgen was fangen, immerhin ist dann Bergfest. Bei 38°11’W sind wir längengradtechnisch gesehen genau in der Mitte zischen Las Palmas und Rodney Bay.
02.12 [158 sm] Bergfest! Morgens stehen wir auf 38°11’W, genau der mittleren Länge zwischen Las Palmas und Rodney Bay. Also gibt’s morgens zum Frühstück erstmal ‘ne Flasche Sekt, allerdings erst nachdem wir eine Halse Richtung Süden gefahren sind, da dort mehr Wind ist und im Nordwesten von uns der Wind die nächsten Tage immer weiter abflauen soll. Leicht angedüdelt fahren sich die Manöver einfach nicht so sicher. Außerdem wundern wir uns alle über den Fischgestank im Salon. Fündig werden wir unter dem Tisch, wo ein toter fliegender Fisch liegt, der durch eine der offenen Luken reingekommen ist. Das nächste Buch ist auch geschafft “Unser Jahrhundert” von Helmut Schmidt und Fritz Stern. Gott sei Dank hatte ich Geschichte-LK, sonst wäre das wohl vergebene Liebesmüh gewesen. Jetzt muss wieder ein neues her. Bei Candy Crush bin ich mitllerweile bei Level 550 und irgendwie kommt da nix neues mehr. Ansonsten ist es mal wieder ein wunderbarer Segeltag, mit ordentlich Wind, Sonne und blauem Himmel, Musik hören, schlafen, lesen. Und als Sonntagsbraten für morgen landet noch ein Mahi-Mahi im Kühlschrank, das gibt wieder ein Festmahl.
03.12. [158 sm] Da Nacht war mal wieder nicht so gut, etwas ruppig durch die Dünung, die quer zum Wind läuft und auf Steuerbordbug, da schläft es sich einfach nicht so gut, da man im Stockbett aus den Kojen und im Salon von der Bank purzelt. Aber im Moment müssen wir Weg Richtung Süden gut machen, um in den stärkeren Wind zu kommen. Morgens gibts zum ersten Mal selbst gebackene Brötchen. Allerdings haben wir leider Roggenvollkornmehl gekauft und das geht halt einfach gar nicht auf. Dementsprechend sind die Brötchen bröselig und schwer, dafür ist man nach einem pappsatt. Hier gibt es eindeutig Verbesserungsbedarf. Das Minerlwasser geht langsam auch zur Neige, aber wir haben noch 300 L Wasser im Tank, das sollte reichen, auch ohne Watermaker. Langsam ist aber gefühlt ein Ende in Sicht. Morgen abend nochmal halsen, der Wind soll mehr werden, im Laufe der Woche auf Nordost drehen, womit das Kreuzen vor dem Wind endlich ein Ende hat, und wir näheren uns in großen Schritten den 1000 sm to go. Ich schnapp mir mittags das Kroatisch-Buch, das ich mir mitgenommen hab, aber irgendwie ist die Motivation zu lernen nicht so hoch. Obwohl, Zeit genug wäre ja. Aber im Sommer hab ich des öfteren gehört, dass ich jetzt endlich mal kroatisch lernen soll wenn schln den ganzen Sommer bei ihnen rumhäng. Am Nachmittag geht die Angel wieder los. Diesmal ein 3 kg schwerer Wahoo, Fisch Nr. 10 auf dieser Reise. Irgendwie wird der Kühlschrank eher voller statt leerer, der Mahi-Mahi von gestern liegt auch noch drin. Abends sehen wir seit Tagen mal wieder Delfine, die ein Stück mit uns mit schwimmen, eine willkomene Abwechslung.
04.12. [166 sm] Nachts begegnen uns 2 Boote. Mit einem haben wir Funkktontakt um die Ausweichsituation zu klären, da sie nur mit Parasailor unterwegs sind und nur ungerne ihren Kurs ändern wollen. Also luven wir ein bisschen an und passieren 100 m hinter ihrem Heck. Wenn alle geschlafen hätten, hätten wir sie gekriegt. Mitten auf dem Atlantik. Morgens stehen wir auf 14°N und halsen, zumal wir den Verdacht haben uns eine größere Portion Seegras mit dem Steuerbordruder eingefangen zu haben. Seit gestern schwimmt das Zeug in rieseigen Teppichen um uns herum. Nach der Halse ist das Steuergefühl wieder normal, alles wieder gut. Da der Laptop-Akku ziemlich leer ist und wir irgendwie doch Lust auf Emails und Gribdaten haben, starten wir einen letzten Versuch den Generator zum laufen zu bewegen. Also erstmal die Starterbatterie vom Generator über die Lichtmaschine vom Motor laden. Dann die Dinghi-Garage leer räumen, die Inspektionsluke über dem Generator abbauen und schon liegt das gute Stück vor uns. Im Verdacht ist das Magnetventil, ein Tip per Iridium vom Eigner. Das zickt wohl ab und zu mal rum. Könnte man halt auch einfach mal ein neues einbauen. Naja. Einmal Kontakte sauber machen, beim starten mit dem Hammer vorsichtig dagegenklopfen. Nix. Etwas weniger vorsichtig dagegen klopfen. Und er springt an. Geht doch. Läuft zwar wegen des Kühlwassers nachwie vor nur auf Steuerbordbug und auch da mehr schlecht als recht, aber immerhin. Müssen wir morgen wohl mal eine Halse fahren, aber wir wollten sowieso noch ein bisschen weiter nach Süden. Abends sehen wir ein paar Segler, aber die Wege trennen sich wieder, genau den gleichen Kurs fahren wir dann doch nicht.
09.12 [178 sm] In der Nacht hat der Wind wieder etwas zugenommen und wir sind weiter flott unterwegs. Hoffentlich bleibt es so übers Wochenende. Ab Montag sieht der Wind alles andere als vielversprechend aus, östlich der kleinen Antillen soll es ziemlich flau werden. Wenn wir nicht noch vor dem Flautenloch durchrutschen, bleiben wir genau darin hängen, das Ziel quasi zum Greifen nah. So wie bei Rund Bornholm letztes Jahr, als ich für die letzte halbe Meilen 2 Stunden gebraucht hab, das kalte Bier schon vor Augen. Diesmal dürfen wir zwar den Diesel anwerfen, aber so mega viel Sprit haben wir auch nicht mehr, vielleicht reichts noch für 100 sm. Ansonsten ein entspannter Tag mal wieder. Die Sonne scheint, Himmel und Meer wunderbar blau. Zum letzten Mal stellen wir die Zeit um. Nachdem wir vergessen haben gleich nach der Abfahrt die Uhr eine Stunde zurückzustellen – die Kanaren liegen eingentlich in UTC-1, durch die politische Zugehörigkeit zu Spanien haben sie aber UTC – hatten wir quasi noch ein Stunde gut.
10.12. [147 sm] Nachts werd ich von der Deckswache geweckt, der Wind ist weg. Als ich an Deck komm seh ich auch warum. Wir haben unter einer riesigen schwarzen Wolke eingeparkt. Innerhalb von 2 Minuten fiel der Wind von 25 auf 8 kn und dreht um 60°. Nach einer viertel Stunde ist die Wolke weiter gezogen und unsere Wege trennen sich wieder. Morgens halsen wir, jetzt fahren wir nicht mehr Kurs Guadeloupe sondern Kurs Barbados. Ist zwar auch nicht richtig aber direkt St. Lucia können wir wegen der Windrichtung nicht anliegen. Das Taktieren geht los. Reicht der Wind noch bis Rodney Bay? Wann sollen wir halsen? Auf jeden Fall wird der Wind immer weniger, gegen Mittag pendelt er sich bei 12-14 kn ein. Wir laufen 5 kn und haben noch knapp 200 sm. Zu langsam um Montag nachmittag da zu sein. Am Vormittag besucht uns eine Delfinschule. Um die 20 bis 30 Tiere schwimmen vor unserem Bug, unter unseren Boot, begleiten uns ein Stück. Nachmittags beißt ein großer Barracuda an. Wir lassen ihn allerdings wieder frei, die Karibik ist nah und wir haben alle keine Lust auf Ciguaterra, eine hier relativ weit verbreites Fischgift, das durch Algen entsteht und sich in großen Jagfischen anreichert, v.a. in Barracudas… Gibt’s halt Nudeln mit Pesto.
11.12. [128 sm] Ganz schläft der Wind Gott sei Dank nicht ein, sondern schiebt uns langsam Richtung Ziel. Beim Frühstück sind es noch gut 100 sm. Vielleicht schaffen wir es ja morgen zum Frühstück da zu sein. Allerdings wird es uns nicht leicht gemacht mit wenig Wind und noch ganz gut Dünung die das Boot immer wieder durchschaukelt. Die Stimmung ist trotzdem immer noch gut, aber langsam wollen alle einfach ankommen. Am frühen Nachmittag geht der Wind runter auf 5 kn. Wir machen den Motor an und dieseln Richtung St. Lucia. Mal schauen wie lange der Sprit reicht. Wir fangen an das Boot aufzuräumen und schon mal ein bisschen sauber zu machen. Beim Abendessen geht plötzlich der Motor aus. Ist wohl der Sprit alle. Die Tankuhr funktioniert nicht, unseren Berechnungen zufolge sollte aber eigentlich noch was im Tank sein. Ein bisschen Geschraube später sind wir schlauer, das Steigrohr hört 4 cm über dem Tankboden auf. So sehen wir zwar den Diesel im Tank aber wir kommen nicht ran. Fürs Anlegen morgen haben wir noch einen 20 L-Kanister als eiserne Reserve, aber bis Rodney Bay müssen wir wohl segeln. Und zwar mit unfassbaren 3 kn. Wird wohl nix mit Frühstück morgen. Dafür gibt’s abends Kino im Cockpit für alle… “Das Boot”. Das hebt die Stimmung wieder.
12.12. [47 sm] Morgens stehen wir 25 sm östlich von St. Lucia und wir sehen zum ersten mal seit 23 Tagen wieder Land. Es geht immer noch schleppend voran, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Mit dem letzten Kanister Sprit erwecken wir unseren Motor wieder zum Leben, aber die 20 L Diesel reichen für maximal 4 Stunden Motor, also müssen wir erst noch ein bisschen segeln. Die letzten anderthalb Stunden hilft dann doch der Motor noch mit, die letzten paar Meilen können wir dann noch segeln, Kapeffekt sei Dank, und um kurz vor 2 gehen wir über die Ziellinie. Am Steg werden wir schon von mit Pauken und Trompeten bzw. eher mit Steeldrum und Rumpunch erwartet….
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