Es ist mal wieder so weit, einer von uns fährt über den Teich, diesmal ist…
Sommertörn
Sonne, 25 Grad Luft und 22 Grad Wasser, Oslo 2014. Ja richtig, vor der Tür Norwegens Hauptstadt lud das Meer tatsächlich in diesem Sommer bereits morgens früh und noch spät abends zum Plantschen ein. Grund war ein knackiges Azorenhoch, das sich bis nach Skandinavien gegen die Tiefs aus Island durchgesetzt hat und nicht mehr weichen wollte. Bessere Bedingungen für einen Cruisingtörnstart in Richtung Norden kann man nicht vorfinden. Doch, die Winde waren nämlich auch noch so gut, dass wir gleich am ersten Tag 120 sm (Kiel – Abelo) gefahren äh gesurft sind. Solch eine rasante Fahrt blieb uns am zweiten Tag zum Glück “erspart” als es weiter nach Ebeltoft ging. Bei moderater Geschwindigkeit bleibt eben doch mehr Zeit zu relaxen und zu baden – in Sonne und Wasser. Ebeltoft lud nicht wirklich zum Bummeln ein. Man merkte, dass hier die Dänischen Südsee und der damit einhergehende Flair endet. Tag 3: Die Fahrt ging weiter nach Varberg, ab hier beginnen die wunderschönen Schären der schwedischen Westküste. Ankert bitte so oft wie möglich! Mein persönlicher Lieblingsplatz ist übrigens bei der Insel Väderöana, hier sieht man Masten zwischen den Felsen hinausragen, insgesamt sehr idyllisch. Die erste Woche war außerdem geprägt durch die Begegnung mit einer überaus fetten Maersk der Triple-E-Klasse, einem Festival mit US-Straßenkreuzern, einer abgefuckten Spischot und einem defekten TFT-Monitor. Sehr imposant war die Seglerhochburg Marstrand und die Durchquerung des Hamburgsunds. Umso witziger fand ich es dort einen Fan des FC St.Pauli anzutreffen.
Nach einigen Ankerstops sind wir endlich in Oslo angekommen. Sehr zu empfehlen ist der Yachthafen in Akerbrygge, zentrumnah ist von dort sehr vieles zu Fuß zu erreichen. So spart man sich Zeit und Nerven auch wenn die Liegeplatzgebühren etwas höher ausfallen als in den anderen Marinas. Eine Woche Aufenthalt lies uns genügend Luft die vielen Sehenswürdigkeiten zu erkunden und kleinere Reparaturen zu erledigen. Aufregend war das Betanken des Schiffs, da keine Yachttankstelle mehr als 4m Wassertiefe zur Verfügung hatte, sodass wir gezwungen waren kurzerhand bei Hochwasser einer Springflut nachts um 1 an die Zapfsäule mit wenigen Zentimetern Platz unterm Kiel zu fahren. Mit guter Crew unter anderem von Helly Hansen war dies sowieso kein Problem. 😉 Auch das Einkaufen funktioniert in Oslo wunderbar über Wasserwege. Im Hafen traf ich auf ein sonderbares Schiff, was einem Schweizer Käse ähnelte. Aus den Gesprächen mit Skipper und Crew ergab sich dessen Auftrag: Eine Fahrt ins Eis nach Finnland. Das Projekt beschäftigte sich mit einer möglichst adäquaten Isolierungsmöglichkeit und Beständigkeit für Yachten in äußerst kalten Gefilden. Ich wünsche viel Erfolg!
Die Rückfahrt nach Kiel war bei weitem nicht so schön wie in den beiden vorangegangen Wochen. Nicht nur, dass das Wetter langsam schlechter wurde, auch das Material gab nach. Eine von zwei Hydraulikpumpen versagte beim Abpumpen des Wasserballast, sodass wir gezwungen waren zu improvisieren. Hydraulische Winschen ersetzten wir durch mehrere Umlenkungen auf manuelle Winschen und dem mittlerweile kalt gewordenen Wind strotzten wir mit Vollmontur. Im Kyrkesund, der übrigens auf keinen Fall verpasst werden sollte, hingen wir auf einmal mit dem Kiel im Kabel einer Fähre fest. Das Gefühl war zu vergleichen mit einem Bungeesprung. 🙂 Und in Kopenhagen machten wir Bekanntschaft mit einem Dieb, der sich nachts um 5 auf unser Schiff schlich – äh nein – warf. Nachdem er kurz unsere Sonnenbrillen inspizierte bzw. stehlen wollte, konnte sich der Typ dann mit der örtlichen Polizei unterhalten… Was für ein kompletter Vollhorst.
Unser Nachbarschiff war keine andere geringere als die ‘Alexander von Humboldt II’. Die Chance einer persönlichen Führung ließen wir uns dann nicht entgehen, als Gegenleistung gab es Bier und Cocktails bei uns an Bord – der Startschuss für ein tolles Finish am Ende des Törns. Am letzten Tag brachte uns Rasmus dann auch den krönenden seglerischen Abschluss, wir fuhren 8 Stunden am Stück schneller als der Wind.
Und wer Witze über Rasmus macht, dem schickt er einen Wal zur Yacht.
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